Der Heiligenberg und die Thingstätte

Klosterruine St. Michael
Klosterruine St. Michael

Der Heiligenberg auf der rechten Neckarseite, oberhalb der Ortsteile HD-Neuenheim und HD-Handschuhsheim, wurde bereits von den Kelten genutzt.

 

Der Keltenweg

Der Keltenweg folgt dem inneren keltischen Ringwall. Vom Parkplatz durch den Odenwald an der Thingstätte vorbei zur Klosterruine St.Michael, die über den Resten eines römischen Tempels erbaut worden war, weiter zu den Ruinen eines weiteren Klosters, St. Stephan, wo ein Aussichtsturm aus dem 19. Jahrhundert einen fantastischen Ausblick auf das gegenüberliegende Heidelberger Schloss und die Rheinebene gewährt, schließlich zurück zum Parkplatz.

Der Heiligenberg

Schon in der Frühzeit als heiliger Berg verehrt, ist der Heiligenberg archäologisch ebenso einen Rundgang wert wie auch wegen der Ausblicke und der Natur des Odenwalds.

 

Der Heiligenberg und der Michelsberg sind ein gemeinsames Bergmassiv am rechten (nördlichen) Ufer des Neckar, gegenüber der Heidelberger Altstadt und dem Königstuhl, an dem das Heidelberger Schloss auf einer natürlichen Felsterrasse liegt. Der südliche Gipfel ist der Michelsberg, der nördliche der Heiligenberg.

 

Brunnen am Wegrand spenden erfrischendes Trinkwasser. Trinkwasserbrunnen gibt es etliche an den Hängen des Heiligenberg.

Klosterruine St. Michael

 

Eines der 3 Klöster am Heiligenberg und Michelsberg, die als Ableger des Klosters Lorsch im Mittelalter entstanden waren. St. Michael entstand über den Resten eines römischen Merkur-Tempels, Baubeginn im Jahre 1023 durch Abt Reginald, der später Bischof von Speyer wurde.

 

Die Übernahme der Kloster durch den Bischof von Mainz wird als Beginn des Niedergangs der beiden Kloster auf dem Gipfel des Heiligenberg angesehen. 1503 stürzte der Glockenturm der Basilika ein, bereits 1537 galt das Kloster als verlassen.

 

Der rötliche Grundriß mit der helleren Grünfüllung zeigt den römischen Tempel, von dem Sie im unteren Bild noch die Grundmauern der Apsis erkennen können.

Klosterruine St. Michael, Apsis des römischen Tempels.

 

Klosterruine St. Michael, Apsis des römischen Tempels.

 

Die Ruinen wurden der Universität Heidelberg überlassen, deren Senat 1589 beschloss, die Klöster abzureißen und die Steine zu verkaufen, um der "Ansiedlung von Gesindel" entgegenzuwirken.

Klosterruine St. Michael

Klosterruine St. Michael, Blick nach Osten von einem der beiden Türme.

Klosterruine St. Michael

Klosterruine St. Michael

Klosterruine St. Michael

Klosterruine St. Michael

Klosterruine St. Michael

Stephanskloster

Vom Stephanskloster stehen nur mehr die Grundmauern. Erbaut 1090.

 

 

Unmittelbar neben der Ruine steht heute ein Aussichtsturm, der aus den Steinen des Stephansklosters 1885 gebaut wurde.

Stift Neuburg

Als einziges der ursprünglich 3 Klosteranlagen existiert Stift Neuburg auch heute noch.

 

Die Thingstätte

Im Zuge der Wiedererweckung altgermanischer Riten wurden zu Beginn der Nazizeit im gesamten Deutschen Reich etwa 40 "Thingstätten" mit großem Aufwand errichtet. Ursprünglich waren sogar 400 "Thingstätten" im gesamten Reichsgebiet geplant.

 

Die "Thingstätte" oberhalb Heidelbergs liegt im Sattel zwischen den Gipfels des Heiligenbergs und des Michelbergs. Erbaut vom Reichsarbeitsdienst und Heidelberger Studenten von 1934-35.

Die Thingstätte

 

Am 22.Juni 1935 wurde sie von Reichspropagandaminister Goebbels eingeweiht. Das war auch das einzige Mal während der Nazizeit, in der die "Thingstätte" voll besetzt war.

Die "Thingstätte" wurde mit Scheinwerferanlagen, zwei Lautsprechertürmen und der damals modernsten Tontechnik ausgestattet.

 

Das Thing war eine Versammlung, zu der sich die Edlen unter den germanischen Stämmen bei Vollmond oder Neumond an einer Thingstätte trafen, um über Vorschläge abzustimmen, die einer aus ihren Reihen machte. Die wenigen, noch erhaltenen echten Thingstätten liegen meist versteckt irgendwo in einem Wald und bestehen im Wesentlichen aus einem Steinkreis, die den Edlen vermutlich als Sitze bei den Versammlungen dienten.

 

Erst nach der Fertigstellung der Heidelberger "Thingstätte" dachte man daran, Beweise dafür zu finden, dass an dieser Stelle auf dem Heiligenberg tatsächlich auch schon früher altgermanische Stammesrituale stattgefunden hatten. Doch so sehr man sich darum bemühte, man fand keine Belege dafür. Die erhaltenen germanischen Thingstätten waren gewiss kein riesiges Freilufttheater für Propagandaveranstaltungen. Wie so oft in der Nazizeit wurde auch hier versucht, alten germanischen Kult dem neuen Zeitgeist anzupassen und dienlich zu machen.

Heidelberg Thingstätte

Die "Thingstätte" verfügt über 8000 Sitzplätze und 5000 Stehplätze. Wurde sie nach der Fertigstellung noch intensiv für Nazi Propaganda-Veranstaltungen genutzt und galt hierfür als vorbildlich, verlagerte sich das Interesse an propagandistischer Entfaltung des Dritten Reichs schon bald auf den Rundfunk (Volksempfänger) und die "Thingstätte" geriet allmählich wieder in Vergessenheit. 1939 wurde sie von der Stadt Heidelberg für eine Theateraufführung genutzt, ob während des Zweiten Weltkrieges irgendwelche Veranstaltungen hier stattfanden, ist nicht bekannt.

 

Nach dem 2. Weltkrieg begann der Verfall der Anlage. Doch seit einigen Jahren wird sie wieder für Open Air Veranstaltungen, Konzerte und Theateraufführungen genutzt. In der Walpurgisnacht pilgern Tausende hierher und veranstalten ein großes Fest abseits jeder kommerziellen Nutzung. Leider hinterlassen dabei viele auch ihren ganzen Müll.

Heidelberg Thingstätte

 

Einer umfangreicheren Nutzung für Freilichtveranstaltungen stehen die fehlenden sanitären Anlagen, die begrenzten Parkplätze und die enge Zufahrt durch Heidelberg-Handschuhsheim entgegen. Andererseits wäre die Anlage als Freilichttheater geradezu prädestiniert.

 

Der Heiligenberg mit seiner wechselvollen Geschichte ist Teil des Naturparks Odenwald der Stadt Heidelberg. Zu Fuß ist er vom Philosophenweg aus erreichbar.