Das Heidelberger Schloss
Das Heidelberger Schloss gilt als ein Inbegriff der Romantik.
Es ist faszinierend und man kann sich kaum sattsehen, wie es da am Königstuhls über Heidelberg thront, teils noch intakt, teils zerstört.
Viele Dichter haben es besungen, viele Maler in ihren Bildern verklärt.
Vielleicht ist es gerade diese Mischung aus Erhaltung und Zerstörung, die das Schloss so romantisch wirken läßt.
Das kurpfälzische Schloss zu Heidelberg hat vieles erlebt und die Zeitstürme hinterließen deutliche Spuren der Zerstörung.
Vor dem Beginn des Schlossbaus stand hier bereits eine Burg, über die jedoch wenig überliefert ist. Steinerne Zeugen, die sich im Zuge von Renovierungsarbeiten fanden, belegen die Existenz der früheren Burg.
Das Heidelberger Schloss liegt auf einer natürlichen Terasse an den steilen Hängen des Königstuhls. Die eigentliche Baugeschichte des Schlosses beginnt im 15. Jahrhundert.
Damals waren Schlösser zugleich auch Wehrburgen, wovon die im Verlauf des pfälzischen Erbfolgekrieges zerstörten Türme noch heute künden.
Fast jede kürfürstliche Generation fügte dem Schloss weitere Gebäude hinzu, die nach den erbauenden Kurfürsten benannt sind. Vom gegenüberliegenden Philosophenweg entstand dieses Bild mit dem noch intakten Friedrichsbau in der Abenddämmerung.
Doch mit dem Dreißigjährigen Krieg endet die Baugeschichte, stattdessen beginnt die Geschichte der allmählichen Zerstörung.
1622 erobert Tilly das protestantische Heidelberg und hinterläßt die verwüstete Stadt und ein weitgehend zerstörtes Schloss.
Ab 1649 macht man sich an die Erneuerung der Schlossanlagen und den Wiederaufbau der Stadt.
Man hat nicht lange Ruhe in Heidelberg. Nach dem Tod des kinderlos geblieben Kurfürsten Karl I. Ludwig am 28. August 1680 entbrannte der pfälzische Erbfolgekrieg, denn auch der französische König machte Erbansprüche an Land und Kurwürde geltend.
Im Verlauf des pfälzischen Erbfolgekrieges wird Heidelberg zweimal von französischen Truppen erobert und zerstört. Am 2. März 1689 steckten die französischen Truppen Schloss und Stadt in Brand. Die Heidelberger Schlossbeleuchtung erinnert mit einem festlichen Feuerwerk, das dreimal jährlich stattfindet, an den großen Brand, in dem Heidelberg zum Opfer der Flammen wurde. Lediglich ein Gebäude überstand den Brand unbeschadet, das Hotel zum Ritter.
Der ungeliebte katholische Kurfürst Johann Wilhelm aus der Linie Pfalz-Neuburg zog erst nach dieser grauenhaften Zerstörung in Heidelberg ein und ließ als erstes die zerstörten Stadtmauern und Wehrtürme wieder herstellen.
Als die Franzosen 1691 und 1692 erneut in Heidelberg einfallen wollten, befand sich die Stadt bereits wieder in einem so guten Verteidigungszustand, dass sie unverrichteter Dinge wieder abzogen.
Am 18. Mai 1693 kamen die französischen Truppen erheblich verstärkt zurück und eroberten Heidelberg am 22. Mai. Da sie das Schloss nicht erobern konnten, begannen sie erneut mit der völligen Verwüstung dessen, was von Heidelberg noch übrig geblieben war. Daraufhin kapitulierte die Schlossbesatzung bereits am nächsten Tag. Nun holten die französichen Truppen nach, was sie nach der ersten Eroberung versäumt hatten, sie sprengten sämtliche Wehrtürme des Schlosses.
Der gesprengte Krautturm (unter Kraut verstand man Schiesspulver)
Erst 1697 wurde der pfälzische Erbfolgekrieg durch den Frieden von Rijswijk beendet. Frankreich konnte weder die territorialen Ansprüche noch den vermeintlichen Erbanspruch an der Kurpfalz durchsetzen.
Der Ruprechtsbau vom Schlosshof aus gesehen. Einer der ältsten Teile des Heidelberger Schlosses, erbaut von Ruprecht I, deutscher König, römisch deutscher Kaiser, Gründer der Heidelberger Universität.
Doch der gesamte Elsass mit der Reichsstadt Straßburg ging in französichen Besitz und blieb es mit einigen kurzen Unterbrechungen bis heute.
Der weitgehend zerstörte Ruprechtsbau von außen
Die unglaubliche Brutalität der französichen Truppen, die bis dahin ohne Beispiel war, führte später zu der Legende von der Erbfeindschaft zwischen Deutschland und Frankreich.
Dieser Brutalität fiel auch die bedeutenste Renaissance-Stadt nördlich der Alpen, nämlich Heidelberg, zum Opfer.
Der Erbe der Kurfürstenwürde, der katholische Kurfürst Johann Wilhelm aus dem Haus Wittelsbach Pfalz-Neuburg, machte sich in Heidelberg so unbeliebt, dass er seine Residenz nach Mannheim verlegte. Er kümmerte sich nicht mehr um den Wiederaufbau von Stadt und Schloss, sondern wünschte Heidelberg im Gegenteil, dass „Gras auf ihren Straßen wachsen“ solle.
Sein Nachfolger spielte mit dem Gedanken, die Residenz nach Heidelberg zurück zu verlegen und begann mit dem Wiederaufbau des Schlosses. Doch zwei verheerende Blitzeinschläge am 24. Juni 1764 ließen ihn, einen Tag, bevor er wieder in das Heidelberger Schloss einziehen konnte, von weiteren Baumassnahmen Abstand nehmen.
Victor Hugo meinte dazu:
„Man könnte sogar sagen, daß der Himmel sich eingemischt hat. Am 23. Juni 1764, einen Tag, bevor Karl-Theodor in das Schloß einziehen und es zu seiner Residenz machen sollte (was, nebenbei gesagt, ein großes Unglück gewesen wäre; denn wenn Karl-Theodor seine dreißig Jahre dort verbracht hätte, wäre die strenge Ruine, die wir heute bewundern, sicher mit einer schrecklichen Pompadour-Verzierung versehen worden), an diesem Vortag also, als die Möbel des Fürsten bereits vor der Tür, in der Heiliggeistkirche, standen, traf das Feuer des Himmels den achteckigen Turm, setzte das Dach in Brand und zerstörte in wenigen Stunden dieses fünfhundert Jahre alte Schloß.“
So ist uns also das Schloss weitgehend so erhalten geblieben, wie es nach dem durch das Gewitter verursachten Brand blieb. Soweit noch intakt, eines der bedeutendsten Bauwerke der Renaissance nördlich der Alpen, verschont von allen Modernisierungen und vielleicht auch Verunstaltungen späterer Zeitalter.
Wir verdanken es übrigens einem Franzosen, der im 19. Jahrhundert in Heidelberg lebte, dass vom Schloss überhaupt noch etwas erhalten ist. Denn die Heidelberger benutzten das sich selbst überlassene Schloss als Steinlieferant für Neubauten. Die badische Regierung, an die die Reste der Kurpfalz nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 und somit auch das Heidelberger Schloss fielen, wollte das Schloss sogar gänzlich abtragen lassen. Sie empfand die Renaissance Bauten als altes Gemäuer mit vielfältigen, geschmacklosen, ruinösen Verzierungen.
Eine der "geschmacklosen, ruinösen Verzierungen",
Der französische Graf Charles de Graimberg kämfpte erfolgreich gegen die badische Regierung wie auch jene Heidelberger Bürger, die das Schloss abtragen wollten. Er lebte sogar eine Zeitlang im Schloss und versah den freiwilligen Dienst des Schlosswächters.
Ihm, wie auch der romantischen Bewegung des 19. Jahrhunderts verdanken wir, dass dieses einmalige Bauwerk erhalten blieb.
William Turner: Heidelberger Schloss
Begleiten Sie uns auf einem virtuellen Rundgang durch das Heidelberger Schloss.